Dienstag, 25. Mai 2010

Wohngemeinschaft

Natürlich habe ich gewusst, dass das Leben in einer Wohngemeinschaft manchmal kompliziert ist. Aber ich habe gedacht, dass mit guter Kommunikation die meisten Problem lösbar sind.
Anscheinend lag ich falsch. So will Larry nun ausziehen. Er sagt, es liege an dem langen Schulweg, and der Grösse seines Zimmers und daran, das er unabhängiger sein möchte. Aber da er sich ein Zimmer im Ostcampus sucht und der Weg von da zur Schule noch länger ist... werde ich den Gedanken nicht los, dass er einfach von uns zwei Weibern wegrennen will. Das wäre mir ja egal. Aber das er es uns kurz vor dem Tag an dem wir die zweite Miete zahlen mussten gesagt hat, nervt.
Jetzt herrscht in unserer Wohnung eisernes Schweigen und wir suchen eine neue Mitbewoherin. Aber wir sind vorsichtiger geworden. Wie findet man eine Mitbewohnerin, der man vertrauen kann? Wie gross ist unsere Menschenkenntnis?
Eine Freundin die in Frage kommt ist Satchina, sie kommt aus Japan, ist still und freundlich, möchte eigentlich lieber Mangaka werden, statt Medizin studieren und sie hat einen Freund. Das ist der Haken. Satchina ist ernsthaft und studiert fleissig, doch ihr Freund erscheint kaum im Unterrict, trinkt viel zu viel und raucht wie ein Schlott. Es stört mich nicht, wenn die beiden zusammen sind, aber es würde mich sehr stören, wenn er sich ebenfalls hier einquartieren und auch hier drinn rauchen würde.
Aber ich denke, wenn Satchina wirklich mit uns zusammen ziehen möchte, dann wird sie dass verstehen.
Wenn nicht, dann müssen wir wohl oder übel eine Notiz aufhängen und hoffen das sich Jemand nettes darauf meldet.

Samstag, 1. Mai 2010

Elektrizität

Eine eigene Wohnung zu haben ist sehr viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte.
Zumindest in Beijing. Die Kosten für Strom, Gas und Wasser werden nach einem Prepaidprinzip beglichen. Wir haben Karten, die in der Bank aufgeladen werden.
Wasser ist sehr billig. Vermutlich weil es auch nicht sauber ist. Trinkwasser kaufen wir in grossen Flaschen, die auf einen Wasserständer passen. Gas brauchen wir zum Kochen und zum Heizen. Aber da unsere Pfannen nicht für den Gasherd gemacht sind, koche ich noch immer mit meiner Singelhaushalts-Induktionsherdplatte.
Weil jeder von uns einen Laptop hat, ist die Elektrizität unser grösster Kostenpunkt.
Heute... am 1. Mai... hatten wir gerade noch 18 kwh übrig.
Morgen ist Sonntag, dann sind sogar in China die Banken geschlossen. Heute Abend würde ich gerne eine warme Dusche nehmen.
Also muss schnell Strom her.
Die Bank... ist natürlich geschlossen, es ist der 1. Mai.
Aber die Bank nebenan ist offen.
"Kann ich hier Strom kaufen?" Die Frau schüttelt den Kopf. "Ich brauche aber dringen Strom."
"Versuche es doch bei einer anderen Bank... oder bei der Stromfirma selbst." Sie ruft an und erkundigt sich ob die Bank und die Firma heute offen sind. Nach einer gefühlten Ewigkeit zeigt sie mir den Weg.
Ich hole mein Velo und los gehts. Die Bank ist offen, aber: Strom kann man hier bloss mit Kreditkarte kaufen. Ich habe natürlich keine...
Die nächste Bank sei gleich in der nächsten Strasse. Ich mache mich also auf den Weg dort hin.
Ja, die Bank ist offen, doch als ich meine Stromkarte zeige, lacht die Frau bloss. Nein, hier könne man keinen Strom kaufen. Ich solle es doch mal bei der Bank in der Wanfujingstrasse versuchen.
Ich finde die Bank sofort. Doch... sie ist geschlossen.
Etwas entmutigt entscheide ich mich wieder zurück zu gehen und diesmal die Stromfirma zu suchen.
Mittlerweile ist es sehr warm geworden, kaum zu glauben, dass es am Montagmorgen mit kaum 5° Cel. so kalt war, dass ich mir eine Erkältung geholt habe. Jetzt strahlt die Sonne und der Wind ist trocken und heiss. Warum habe ich bloss meine Sonnenbrille zu hause gelassen?
Plötzlich sehe ich eine Filiale eben jener Bank, bei der ich in der Wanfujingstrasse vor verschlossener Tür gestanden bin. Die sieht aus als wäre sie geöffnet. Ich stelle mein Rad ab und trete ein. Ohne viel Hoffnung schaue ich mich um. Schliesslich frage ich den Wächter an der Tür ob er wisse wo ich hier Strom kaufen könne. Er lacht und weisst mich in eine Schlange. Ich warte.. versuche die Schriftzeichen vor diesem Schalter zu entziffern. Einige kenne ich, doch sie machen nicht viel Sinn.
Plötzlich kommt der Wachmann wieder zu mir. Er weisst auf den Schalter nebenan, der gerade frei geworden ist. Ich zeige meine Stromkarte. Ja ja, hier könne man Strom kaufen. Wie viel ich denn wolle?
Ich kaufe Strom für 200 Yuan. Es ist viel einfacher als ich befürchtet hatte.
Auf dem Weg nach Hause kaufe ich mir ein Eis.
Als ich zu Hause angekommen gleich dem Strom auflade, kommt mein Nachbar heraus. "Ah du lädst den Strom auf?" Ich nicke.
"Gut, du musst aufpassen dass die Anzeige nie auf Null geht." Ich verstehe nicht ganz was dann passieren würde, aber die Gestik ist deutlich genug um zu verstehen, dass ich das nicht geschehen lassen will. Ich nicke wieder.
Larry, der mir die Tür öffnet sieht schon an meinem Lächeln und meinem Eis, dass ich ihn vor der Gefahr kalt Duschen zu müssen gerettet habe.
Ich erzähle meine Geschichte und werde als Heldin gefeiert....