Donnerstag, 30. Juli 2009

Letzte Male

Im Moment häufen sich die letzten Male ganz gewaltig.

Das letzte Mal zur Schule nach Wettingen fahren. Das letzte Mal durch die Mediothek gehen. Das letzte Mal mein Kästchen (das ich kaum benutzt habe und das ein paar Finken und Gottseidank nichts verschimmeltes enthielt) öffnen. Das letzte Buch beim Weltbild bestellen. Das letzte Mal Landienst in der Acla und dabei die letzte Geschichte für Dario erzählen und das letzte Mal die Küche schrubben. Das letzte Mal Lachspizza im Venezia essen. Das letzte Mal in die Badi gehen. Bald wohl auch das letzte Mal mit der ganzen, oder zumindest fast der ganzen, Familie meiner Mutter den 1. August feiern.



Das sind nur einige. Die meisten letzten Male entgehen mir. Sie scheinen so unbedeutend.


Aber auf ein letztes Mal hätte ich nie verzichtet.


Jedes Jahr habe ich im Sommer für einige Zeit draussen geschlafen.
Diesen Sommer mache ich es genauso und dieses Mal eben zum letzten Mal.
Es ist herrlich. Der Gedanke, dass es vielleicht in der Nacht regnen könnte, macht die ganze Sache unglaublich spannend.
Ich lese bis ich nichts mehr sehen kann. Die Kerzen sind bloss für den Notfall. Und wenn es dunkel wird, beobachte ich noch einige Zeit die Sterne. Ich kenne zwar bloss den grossen Wagen und Orion. Den ersteren sehe ich nur im Sommer, den letzteren bloss im Winter. Aber genau über meinem Bett steht ein unglaublich heller Stern. Ich rätsle herum, was das wohl für ein Stern sein könnte. Er steht so schön in der Mitte. Sogar die Flugzeuge drehen ihre Schleifen um meinen Stern.
Am Morgen ist es dann herrlich frisch. Leider ist meine Bettdecke oft etwas feucht vom Tau, aber das trocknet wieder bis zum Abend. Ich wache vor dem Wecker auf, weil es so hell ist. Dann liege ich da und geniesse den Morgen.

Dieses letzte Mal geniesse ich doppelt. Denn in Beijing werde ich die Sterne wohl sehr selten zu sehen bekommen. Es ist Nachts so hell und die Luft ist so voller Smog, das die Sonne aussieht wie der Mond und man direkt hineinsehen kann. Auch die Luft ist voller Smog und nur nach einem Regen für kurze Zeit wirklich rein.

Dienstag, 28. Juli 2009

Arbeit und Ferien

Nach eineinhalb Woche Landdienst bin ich nun wieder zurück an der Arbeit. Ich bohre Löcher, male Schrauben an und verschraube mit Loctite dicht.
Zweimal am Tag gibt es eine Pause mit Tee/Kaffee und Keksen. Dazu gibt es Geschpräch.
Meine Kollegen sprechen am liebsten über die Ferien. Der Chef ist mit der Familie zelten gegangen, die Chefin verbindet das Nützliche mit dem Schönen. Sie fährt nach Wallis um Geräte zu liefern und macht das Ganze zu einem Ausflug.
Einer der Kollegen fährt mit em Wohnwagen ebenfalls ins Wallis, zu einem Dorf das zufälligerweise genau so heist wie er selbst. Er war so stolz, er hat es allen erzählt.
Es gibt nebenbei mindestens zwei Dörfer, die so heissen wie ich, aber das habe ich ihm nicht gesagt.
Die anderen träumen noch.
Und was mache ich in den Ferien?
Ich arbeite.

In dieser Lage scheinen mich alle zu bemitleiden. "Willst du den Nachmittag frei machen?" "Es ist so schönes Wetter. Triff dich doch mit Kollegen." "Kommst du morgen?" "Mach doch heute etwas früher Schluss!" Solche Sachen höre ich ständig. (Ja, ich habe einen sehr netten Chef und nein, ich glaube nicht, dass er das liesst.)

So habe ich mir Arbeit nicht vorgestellt. Ich habe immer gedacht, dass man Ferien anmelden muss und dass die Arbeitszeit bis sechs Uhr Abends dauert. Ob man es mir leichter machen will, weil ich so frisch von der Schule komme?

Dabei ist mir die Arbeit noch gar nicht leid geworden. Noch macht es mir Spass, fast soviel Spass wie Ferien. Im Ernst! Und da es ganze 15 Jahre gedauert hat, bis mir die Schule etwas genügt hat, schätze ich, dass meine Freude am Arbeiten noch einige Zeit bestehen wird.
Bestimmt länger als die etwa drei Wochen, die noch anstehen bis ich nach Beijing fliege.

Samstag, 18. Juli 2009

Koffer

Ich habe noch keinen Koffer...
Aber schon sehr viel zum einpacken.
Was nimmt man mit, wenn man für ein Jahr, wahrscheinlich aber für sehr viel länger, nach Beijing geht?
"Nur das Nötigste. Denk an deine Koffer!" Rät meine Mutter.
"Alles!" denke ich.
Bereits der Gedanke, mich von meinen Bücheren zu verabschieden, fällt mir schwehr.
Welcher Werke sind wirklich wichtig? Klassiker kann man in China kaufen.
Also muss ich vorallem aus der weniger gewichtigen, dafür aber umso unterhaltsameren Büchern auswählen. Ich muss Trilogien auseinander reissen und alte Freunde zurücklassen.
Dann kommen die Sachbücher, muss das Biologiebuch (1606 Seiten) jetzt schon mit? Was ist mit dem Oxford dictionary? Ob ich meine eine Kräuter- und Heilpflanzenführer in China brauchen kann? Bisher kenne ich nur zwei Heilpflanzen, die es in China ebenfalls gibt.
Mein einziger Trost ist es, dass ich ohne deutsche Bücher wohl sehr schnell werde chinesisch lesen lernen.

Aber ich brauche ja nicht nur Bücher. Viel wichtiger ist Kleidung. Warme Pullover, denn in Beijing werden die Winter sehr kalt. Und leichte T-shirts, weil die Sommer so heiss sind. Nur kann man Kleider auch in China kaufen, darum macht mir dieses Thema weit weniger Sorgen.

Dafür sollte ich mich langsam auf die Suche nach einem Wechselstecker mit Erdung machen, denn sonst steht meinem Laptop eine schmerzhafte OP bevor.
Und dann brauche ich gleich eine Liste aller elektronischen Geräten, die ich mitnehme. Damit ich alle Verbindungskabel und Netzteile einpacke.

Es gibt also noch viel zu planen.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Der Brief

Der versprochene Brief der Uni ist letzte Woche entlich angekommen. Drei Wochen dauert es, bis Post auch China die Schweiz erreicht. Wie ungeduldig ich gewartet habe, kann sich jeder vorstellen, der meine letzten Posts gelesen hat.
Aber besonders vielsagend ist dieser Brief nicht. Es ist eine "Admission Notice". Ich kann mit einer Kopie davon auf der chinesischen Botschaft mein Visa erhalten. Dann werde ich darüber informiert, dass ich mich zwischen dem 14.9. und dem 15.9. 2009 bei der International School registrieren lassen muss und dass ich mich an alle Regeln des Landes und der Schule halten muss.
Darauf wäre ich selbst nie gekommen.
Dann soll ich noch sage und schreibe acht Passphotos mitnehmen und mich wenn ich angekommen bin innerhalb eines Monats bei der lokalen Polizeiauthorität melden muss.

Aber wo werde ich wohnen? Es gibt keine Adresse, keinen Stundenplan, keine Infos über Mensas, keine Kontaktperson, nichts.
Wie viele Male, habe ich mich beim geduldigen Mail-Beantworter der Uni schon für meine vielen Fragen entschuldigt? Morgen werde ich wieder einige verschicken müssen. Wer fragt, dem wird geantwortet...

In der Zwischenzeit kümmere ich mich ums Visa. Der Besuch beim Arzt für eine "physical examination" war sehr interessant. Wofür die wohl wissen wollen, wie gut ich sehen und hören kann? Und ob sie mich nicht einreisen liessen, wenn ich Aids hätte? Wie gut, dass ich gesund bin.
Ich schreibe eine Liste was alles in meinen Koffer soll und was ich noch zusätzlich kaufen muss. Z.B. einen Koffer. Und ich über mich in der Führung eines Kassenbuchs, d.h. einer Exeltabelle, die mein Vermögen berechnet. Selbst gemacht! Ich hatte immerhin drei Jahre Informatik.
Gestern habe ich sie nachgetragen und promt haben 25.-Fr. gefehlt. Aber der Fehler ist behoben, man sollte Geld eben im Portemonaie aufbewahren. Naja, es ist noch kein Meister, oder in diesem Fall "Buchhalter", vom Himmel gefallen.